Dist-Upgrade
Es ist empfehlenswert, vor der Benutzung dieser Anleitung diese einmal vollständig zu lesen.
Diese Anleitung wurde an Beispiel eines dist-upgrades von squeeze auf wheezy erstellt
Schritt 0
Vor dem eigentlichen Upgrade ist es sinnvoll, die Herkunft der aktuell installierten Paketen zu prüfen. Evtl. kann es vorkommen, daß zusätzliche Repositories (noch= nicht in der neuen Version zur Verfügung stehen.
Alle Paketquellen (Origins) lassen sich mit diesem Kommando ermitteln:
apt-cache policy | sed -n 's/.*o=\([^,]\+\).*/\1/p' | sort -u
Alle installierten Pakete aus einer spezifischen Quelle können mittels aptitude angezeigt werden:
aptitude search "?narrow(?installed,?origin(Debian Backports))"
Alternativ können auch alle installierten Pakete angezeigt werden, die nicht aus einer bestimmten Quelle stammen:
aptitude search "?narrow(?installed,?not(?origin(Debian)))"
Es sind vielfältige weitere Optionen der Suche möglich, ebenso kann nach unterschiedlichen Parametern (z.b. "archive == stable") gesucht werden.
Praktisch sind die Formatoptionen zu aptitude, z.B. kann die Version statt der Paketbeschreibung angezeigt werden:
aptitude search -F "%p %V %v" "?narrow(?installed,?not(?origin(Debian)))"
Das Paket debsums hilft dabei, evtl. lokal modifizierte Dateien zu finden:
debsums -ac
Schritt 1
Die Datei /etc/apt/sources.lst und die Dateien unterhalb von /etc/apt/sources.d/ müssen angepasst werden. Es sollte sicher gestellt werden, dass in diesen nur Codenamen (squeeze, wheezy, etc.) verwendet werden, nicht die symbolischen Namen (stable, testing, etc.).
In den Dateien muss der Codename der aktuellen Version durch den der neuen ersetzt werden.
Ein Upgrade über mehr als einen Versionssprung wird offiziell nicht unterstützt, das kann gut gehen, muss es aber nicht. Im Zweifel einen Sprung nach dem anderen ausführen bis man bei der aktuellen Version angekommen ist.
Vor dem eigentlichen Upgrade ist es sinnvoll, nach Überbleibseln eines alten Upgrades zu suchen:
find / -iname \*.dpkg\* -print find / -iname \*.ucf-\* -print
Im Normalfall sollte dabei keine Datei gefunden werden, sollten doch Datein gefunden werden sollten diese gesichtet und archiviert oder gelöscht werden. Auf jeden Fall sollte vor dem nächsten Schritt obiger Befehl keine Dateien mehr finden.
Schritt 2
Jetzt wird das Upgrade gestartet:
apt-get update apt-get dist-upgrade --purge apt-get clean
Dabei werden evtl. Fragen gestellt, wenn Konfigurationsdatein modifiziert worden sind. Die Änderungen sollten aufmerksam verglichen und die Fragen entsprechend beantwortet werden.
Schritt 3
Es kann vorkommen, dass in einer neuen Version einige Pakete zwar noch vorhanden sind, aber nicht mehr der Standardinstallation entsprechen. Ausserdem ist es sehr wahrscheinlich, dass es einige interessante neue Pakete gibt. Diese sollten nun installiert werden.
pygrub vs. grub2
pygrub (wird in Xen DomUs verwendet) funktioniert nicht mit dem neuen grub2, es ist daher notwendig, die alte Version von grub wieder zu installieren
apt-get install grub-legacy
pyGrub sucht sowohl /boot/grub/grub.cfg als auch /boot/grub/menu.lst. Die erste Datei wird bevorzugt, wenn sie existiert. Debian grub-legacy benutzt allerdings die zweite Datei.
Daher muss die Datei /boot/grub/grub.cfg entfernt werden, wenn sie existiert.
Kernel-Image
Es empfiehlt sich, das für die Architektur passende Kernel-Image Meta-Paket zu installieren. Seit wheezy gibt es keine speziellen Xen-Pakete mehr, die Xen-Unterstützung ist im Standard-Kernel enthalten. Die Meta-Pakete sind
x86 |
linux-image-686-pae |
x64 |
linux-image-amd64 |
Vserver (http://repo.psand.net) |
linux-image-vserver-3.2-beng |
Schritt 4
Nun ist es an der Zeit, ein wenig aufzuräumen. Zunächst werden Pakete entfernt, die in der neuen Version nicht mehr existieren aber nicht durch einen Konflikt zu anderen Paketen automatisch entfernt wurden. Dieser Schritt ist interaktiv möglich, dabei sollte darauf geachtet werden, den alten, zur Zeit laufenden Kernel sowie seine Module (falls diese sich in getrennten Paketen befinden) noch nicht zu entfernen.
aptitude Obsolete and Locally Created Packages select packages with '_' (underscore) g g q
Alternativ kann man sich mittels
aptitude search ~o
eine Liste der nicht mehr existierenden Pakete anzeigen lassen und nicht mehr benötigte dann mittels apt-get entfernen.
Handelt es sich um ein Upgrader einer Xen-DomU sollte man verifizieren, dass in /etc/inittab bereits hvc0 statt tty1 verwendet wird:
vi /etc/inittab 1:2345:respawn:/sbin/getty 38400 hvc0
Zum Abschluss wird wieder nach alten/neuen Konfigurationsdateien gesucht
find / -iname \*.dpkg\* -print find / -iname \*.ucf-\* -print
und diese mit den neuen/alten verglichen, archiviert bzw. gelöscht.
Schritt 5
Nun ist es Zeit für den Reboot mit dem neuen Kernel. Wenn alles gut geht kann anschliessend der alte Kernel wie in Schritt 4 gezeigt ebenfalls entfernt werden.
Schritt 6
Damit ist das Upgrade abgeschlossen. In den nächsten Tagen (und Wochen) sollte intensiv auf die diversen Logfiles gesehen werden.
mögliche Probleme
pam_env(su:session): Unable to open env file: /etc/default/locale: No such file or directory
Die Datei wird durch den Aufruf von update-locale erzeugt.
apticron vs. mailx
apticron ruft mailx mit einem Parameter auf, den nur bsd-mailx kennt. Sind weitere mailx-Pakete (z.B. hairloom-mailx) installiert, sollte mit update-alternatives --config mailx bsd-mailx als Standard ausgewählt werden.
postgresql
vorhandene Datenbanken werden nicht automatisch migriert, http://www.hadanite-marasek.de/624.htm erklärt die Vorgehensweise. das DB-Upgrade benötigt sehr viel Zeit
pg_dropcluster 9.1 main --stop pg_upgradecluster 8.4 main pg_dropcluster 8.4 main
mysql
- Unter Umständen kann es vorkommen, daß das Upgrade nicht startet. Hier wird dann die Meldung
E: Could not perform immediate configuration on 'mysql-server-5.5'. Please see man 5 apt.conf under APT::Immediate-Configure for details.
ausgegeben. Als Lösung wird MySQL zuerst einzeln mittels apt-get install mysql-server-5.5 aktualisiert. Danach kann das Upgrade wie oben beschrieben durchgeführt werden.
sollte der mysql-Server nicht starten, sollte /etc/mysql/my.cnf auf die Zeile skip-bdb überprüft werden, welche in squeeze nicht mehr unterstützt wird. siehe auch http://www.linuxquestions.org/questions/linux-server-73/after-debian-upgrade-from-lenny-to-squeeze-mysql-will-not-start-869846/
- mysql-server-5.1 wird u.U. nicht automatisch installiert und muss manuell nachinstalliert werden